Die Live-Demo zu Watch Dogs 2 im Entertainment-Bereich der gamescom 2016 begann mit einem Geständnis des Ubisoft-externen Moderators, der uns noch einmal die größten Mankos des ersten Teils in Erinnerung rief. Möglicherweise um darauf aufbauend zu betonen, dass mit der Fortsetzung nun (hoffentlich) alles besser wird, auch wenn die Aussage „Watch Dogs 2 verspricht mehr und hält auch vieles“ mit einem leichten „G'schmäckle“ etwas unangenehm im Raum stand. Leider musste die Präsentation aus technischen Gründen komplett ohne Ton aus dem Spiel zurechtkommen.
In der Demo fanden wir uns am Coit Tower wieder, einem der Wahrzeichen von San Francisco. Etwas beiläufig wurden einige Verbesserungen und Erweiterungen am Hacking- und Profiling-System erwähnt, wodurch unter anderem das „schnelle Hacken nebenbei“ etwas fluffiger von der Hand gehen soll. Vor allem in der „Nethack“-Ansicht erkennen wir direkt spezielle Punkte in unserer Umgebung, die man näher untersuchen sollte, sowie Missionsziele. Beim Umschalten in diese Ansicht wird die Umgebung mit Gitternetzlinien stilisiert dargestellt und Besonderheiten orange eingefärbt. Eine dieser Datenanomalien befand sich während der Präsentation in der Spitze des Coit Towers. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs war dieser allerdings schon für die Öffentlichkeit geschlossen. Aber das störte Marcus Holloway, den Protagonisten des Spiels, nicht großartig. In dessen Rolle packten wir einfach mal unsere Quadrocopter-Drohne aus, flogen nach oben in Reichweite des Objekts, einer sogenannten „Stingray Box“ und erhalten so Zugriff auf E-Mail-Daten, die uns bei unserer Mission weiterhelfen.
Es folgte ein kurzer Abstecher zum unter Touristen beliebten Pier 39, wo knapp das Einkaufsmenü gezeigt wurde. Angeblich soll man durch eine bewusste Zusammenstellung der unterschiedlichen Arten von Klamotten in den entsprechenden Situation weniger auffallen und sich besser unter die Menschenmenge mischen können. Generell beeindruckt die Interpretation San Franciscos der Entwickler. Man erkennt viele Ecken aus der realen Stadt. Bleibt zu hoffen, dass es gelingt, ihr auch entsprechend viel „Leben“ einzuhauchen.
Während der Fahrt zum Auftragsort wurde hervorgehoben, dass man im Vergleich zum Vorgänger die Fahrphysik stark verbessern wollte. Ob das tatsächlich stimmt, lässt sich, ohne Hände selbst anzulegen, schlecht beurteilen. Beim vorspielenden Entwickler sah es jedoch immer noch etwas schwerfällig aus. Mithilfe der „Nudle Maps“-App (Tech-Marken-Witze wirken inzwischen etwas ... abgenudelt, haha), einem der vielen Programme auf unserem hippen Smartphone, finden wir zum Ziel. Dort angekommen steht der RC Jumper im Mittelpunkt, der im Gegensatz zur Flugdrohne Schalter und Knöpfe bedienen kann, indem er einen Teleskoparm ausfährt. Außerdem sollen sich auch Gegner gut mit ihm ablenken lassen. Selbstverständlich können wir mithilfe des Smartphones auch wieder Umgebungsobjekte beeinflussen. In der Demo wird eine Klimaanlage so manipuliert, dass sie bei Annäherung einer Person überhitzt und explodiert, damit einige Zivilisten auf diese Weise abgelenkt werden, und wir uns dem Objekt der Begierde nähern können.
Abschließend wurde der nahtlose Übergang in den Koop-Modus gezeigt. In der Welt erkennt man andere Spieler an einem über ihren Kopf schwebenden Symbol und kann sie zum gemeinsamen Lösen von Aufträgen einladen. Gemeinsam machen sich die beiden auf den Weg in einen Außenbezirk San Franciscos, um dort Mitglieder einer gegnerischen Gruppierung zu eliminieren. Die Zusammenarbeit der beiden Spieler war vor allem durch den gemeinsamen und wechselseitigen Einsatz der Boden- und Luftdrohnen unter Einflussnahme auf Umgebungsobjekte sehr interessant zu verfolgen. Ansonsten stach aus dem folgenden Feuergefecht nicht besonderes hervor.
Fazit: Es wirkt ein bisschen, als möchte sich Ubisoft an den aktuellen Online-Open-World Platzhirsch GTA Online heranpirschen. Wenn sie noch ein wenig an einigen Mankos wie der Fahrphysik schrauben/geschraubt haben, kann sich Watch Dogs 2 bestimmt als Alternative mit einigen einzigartigen Spielmechaniken etablieren. Bleibt zu hoffen, dass die Story hinter dem Hauptcharakter Marcus Holloway besser wird als die des doch eher etwas blass wirkenden Aiden Pearce. Der Weg weg von abgedroschenen Rachegelüsten hin zu einer hippen, bunten und lauten Hackerwelt, die mich an eine Mischung aus 80er-Jahre-Hackerfilm und Mr. Robot erinnern, scheinen aber in eine gute Richtung zu gehen. Schauen wir mal, welche Infos Ubisoft die nächsten Wochen bis zur Veröffentlichung am 15. November ausstreut.